Sprung und Rutschtechnik fand ich letztes Jahr schon interessant, leider passte es terminlich nicht. Der Kurs 2023 stand im Herbst noch auf der Kippe aber zum Glück fand sich mit Flurin ein neuer motivierter Kursleiter und im Anschluss auch genug Teilnehmer, damit der Kurs stattfinden konnte. Auch eine verletzungsbedingte kurzfristige Absage konnte den Termin nicht gefährden und so trafen sich Samstag früh die Kandidaten für Luftakrobatik und seilfreies abseilen an meinem Lieblingscanyon der Chli Schliere.
Zunächst mal gab es eine kurze Runde mit unseren Erwartungen an den Kurs und eine grobe Verstellung des Ablaufs. Mit Flurins Mission Mobile ging es sodann ohne Rücksichtnahme auf die Integrität des Mobils bergwärts und zum oberen Parkplatz.
Kurzer Zustieg, rein in die Neos und los ging es bis zum großen Briefing Fels, den ich bereits von etlichen Begehungen sehr gut kenne. Hier folgte dann in passendem Ambiente die Theorie zum Rutschen und Springen und recht bald auch die ersten Sprünge in das recht flache Wasser.
Von Anfang an schuf Flurin eine optimale Gruppendynamik die es jedem erlaubte auch mal nein zu sagen und im eigenen Tempo die Komfortzone zu erweitern.
Obwohl ich dachte die Chli Schliere von vielen Besuchen in den letzten Jahren gut zu kennen, gab es doch noch Einiges Neues zu entdecken und sogar neue Rutsch- und Sprungmöglichkeiten auszuprobieren.
Insbesondere an den beiden „winkligen“ Rutschen lernten wir neue Techniken kennen, um sowas zu entschärfen. Das war wortwörtlich augenöffnend. Beim Versuch den angewiesenen Punkt anzuvisieren um mich dort abzustützen hielt ich die Augen offen. Ich erwischte den Punkt und konnte so die Abfahrt wesentlich angenehmer gestalten, jedoch blieben die Augen auch beim unmittelbar folgenden Einschlag im Wasser offen und wurden einmal durchgewaschen. Interessante Erfahrung, die ich allerdings (im Gegensatz zur Stütztechnik) nicht unbedingt zur Wiederholung empfehle 😊
Durchaus interessant war es hier hauptsächlich nicht optimale Landezonen zu haben. Mal zu klein und mal zu flach für die eigene Komfortzone gelang es doch mit entsprechender Technik die Auswahl für Sprünge zu erweitern und zu erfahren wie viel weniger Wasser ausreichen sein kann, wenn man weiß was man tut.
So wurden wir langsam mutiger und probierten Sachen aus, die auch mal zu unsanften Landungen auf Gesicht, Rücken, Schenkeln und Hintern führten.
Insbesondere mein Ziel beim Salto besser zu werden wurde voll erfüllt. Sofort erkannte Flurin das Problem und hatte auch Abhilfe parat. Schuld war das Judotraining vor vielen Jahren, das mich immer zu verdrehten Salti zwang. Mit sauberem Absprung und gestreckten Armen war das Problem schnell Geschichte und sogar einiges an Reichweite gewonnen, so dass nun viel mehr Stellen für Salti in Frage kommen 😊
Nachdem wir ordentlich durchgeklopft am Ausstieg ankamen, gab es erstmal ein gut gekühltes Erfrischungsgetränk und die erste Nachbesprechung. Zum Abend hatte Flurin mit einem Eintopf vorgesorgt, der gemeinsam zubereitet keine Wünsche offenließ. Im Bachbett der Chli Schliere ließen wir den Abend ausklingen und erzählten die guten Geschichten, die wir bisher im Canyon erlebt haben.
Nach einer erholsamen Nacht am rauschenden Bach verlegten wir uns für den zweiten Tag an den Grimsel Pass. Ein Canyon den ich noch nicht kannte und der schon spektakulär mit einem 50m Abseiler über eine Granitplatte anfing. Fast klares, deutlich kälteres Wasser empfing uns und schnell boten sich Möglichkeiten die neuen Tricks anzuwenden. Langsam tasteten wir uns an ausladende und zielgenaue Salti und höhere Sprünge. Mit Flurins unaufdringlicher Motivation wurde es Jedem möglich die eigene Sprung- und Rutschkompetenz zu erweitern und zu verfeinern.
Zum Ende der Schlucht wurde noch eine Kombination aus Sprung und Rutsche geboten, die nicht alltäglich ist: ein Sprung aus der Seilrutsche, gerne auch mit Backflip. Richtig coole Action vor optisch traumhafter Kulisse.
Zum Abschluss gab es nochmal eine Feedbackrunde und wirklich Jeder hat was von diesem Kurs mitgenommen. Auch wenn wir nichts gelernt hätten, wäre es eine absolut lohnenswerte Veranstaltung gewesen, einfach weil bachab hier mal wieder bewiesen hat, dass der Verein es regelmäßig schafft coole Leute an coolen Orten zusammenzubringen um coole Sachen zu machen. Mit den zahlreichen persönlichen Fortschritten ist es ganz sicher ein Highlight in meinem Jahr 2023.
Tatsächlich war ich nach einem Canyonwochenende schon lange nicht mehr so durchgeklopft und mit einem leichten Muskelkater als Beweis der Aktivierung bisher ungenutzter Muskeln ausgestattet. Ein erst auf den zweiten Blick schönes Gefühl, hat man doch mal wieder wertvolle Zeit gewinnbringend angelegt.
Mit Flurin hat bachab wieder mal einen kompetenten 1A Kursleiter gefunden, der von Anfang an eine optimale Lernumgebung schuf. So fühlte sich niemand gezwungen irgendwas zu probieren bei dem Unbehagen vorherrschte und dennoch wurden wir motiviert die Komfortzone zu verlassen. Kursziel und Erwartungen wurden nicht nur voll erfüllt sondern übertroffen.
Ich kann nur jedem empfehlen die Bachab Kurse zu besuchen, auch wenn man meint, man kann schon alles zeigt sich immer wieder dass man doch noch was dazulernen kann und ganz unabhängig davon ist so ein Kurs immer wieder eine garantiert gute Zeit mit coolen Leuten.
Von Christoph Cramer